Beller Kirche - Mysterium am Wegesrand

Nächte der Poesie

Der Initiator der „Nächte der Poesie“, Pfarrer Johannes Merkel, schreibt:

Im September 1987 wurde ich katholischer Pfarrer von Eckelsheim, genauer gesagt von den Pfarreien Gau-Bickelheim und Wöllstein,
wozu die Filialen Siefersheim mit eigener Kirche sowie Eckelsheim
und Gumbsheim gehören. In Eckelsheim wohnten etwa 100 katholische
Christen.

Wenn man tagsüber durch Eckelsheim geht, ist es da recht ruhig. Die Winzer und Bauern sind im Weinberg und auf dem Feld, viele
arbeiten auswärts, auch ist kein Kindergarten und keine Schule am
Ort. Kristallisationspunkt ist dann für die Älteren der Kaufladen der
Familie Schwarz-Engelbrecht für ein Schwätzchen und den Austausch
von Neuigkeiten aus dem Ort.

Ebenso ruhig liegt etwas außerhalb des Ortes eine gotische Ruine, die Beller Kirche. Doch sie nimmt einen in Bann, als ob auch sie
erzählen möchte, erzählen von ihrer Geschichte und gleichsam sagen
wollend: Ich bin noch da, ich lade dich ein zu einem Plausch,
verweile …

Wenn Steine reden könnten …

Und das tun sie! Majestätisch steht sie da, schlank und hoch hinausragend, erhaben in all ihrer Schlichtheit. Sieh mich an in meiner
Erdverbundenheit. Was Menschen vor vielen Jahrhunderten gebaut
haben, ist so tief verwurzelt, daß es mich all den Unbilden der
Zeit zum Trotz noch gibt. Sieh nach oben in die unendliche Weite
des Himmels, dem ich mich verdanke. Koste die Stille und höre die
Dohlen und Grillen. Betrachte meine filigranen Fenster, die mir der
gotische Künstler formte, und meinen wildwachsenden Garten.

So wurde sie meine Freundin und ich verliebte mich in sie. Wann immer ich vorbeifuhr, besuchte ich sie und es reizte mich, sie in
ihrer verborgenen Lebendigkeit aufzuwecken. Ach ja, bald träumte
ich: Wie schön wäre es, in dieser Oase eine kleine Datscha zu
haben, ein Castel Gandolfo. Eines Tages zeigte ich sie meinem
Freund Rudolf Herget, den ich als „Seelsorger“ auf einem Kreuzfahrtschiff
kennenlernte. Spontan sagte er: „Da machen wir was!“.

Sein Besuch 1988 wurde zur Geburtsstunde der „Nächte der Poesie“. Und so begannen die Steine, denen der Künstler seine Stimme
lieh, erneut zu sprechen. Zeitlose Weisheiten, Sehnsüchte nach
Freiheit und Frieden, Worte zum Nachdenken, Gedichte der Liebe,
Poesie zum Träumen, Gedanken zu den Wurzeln des Seins im
Wandel der Zeit. In einer Welt, in der der Wandel oft das einzig Beständige
zu sein scheint: flexibel sei der Mensch, clever und cool,
in der der Markt ständig nach Neuem schreit und Überzeugungen
der Oberflächlichkeit und der Mobilität preisgegeben werden, steht
die Beller Kirche in ihrer alten Verwurzelung und zugleich jugendlichen
Frische ein für Treue in lebendigem Wandel. So lüftet die
Beller Kirche (mit dem Wort eines Liedes) ihr Geheimnis: Wer Liebe
lebt, wird unsterblich sein.

Möge all das, was von diesem Ort ausgeht, der „Geist der Beller Kirche“, dem Menschen und der Menschheit gut tun.

Johannes Merkel, 22.5.2002

Der Schauspieler Rudolf H. Herget verliebte sich direkt beim ersten Anblick in die Beller Kirche und hauchte der Kulturbühne Beller Kirche Leben ein.

Diese Steine der Ruine Beller Kirche haben die Unvollkommenheit der Menschen erlebt. Diese Steine haben Kriege und Friedenszeiten
überdauert. Die Nächte der Poesie in dieser großartigen Ruine
Beller Kirche an den drei Tagen im Sommer jeden Jahres – bei
sternenklarem Himmel und fürchterlichem Regen, bei südlicher
Wärme und nordischer Kälte – sind seit mehr als einem Jahrzehnt
etwas Außergewöhnliches für mich und sind der Höhepunkt des
Jahres – für mich.

Die Ruine Beller Kirche fasziniert mich, weil dieser geschichtsträchtige Bau inmitten der Weinberge genau der richtige Ort ist,
wo das sinnliche Erleben des von mir gesprochenen Dichterwortes
zum Klingen gebracht werden kann.

Ich muß nochmals Pfarrer Johannes Merkel danken, der mir diesen wunderschönen Ort gezeigt hat und diese Nächte der Poesie
all die vielen Jahre mit organisiert.

Man muß mit Demut diesem großartigen Raum BELLER KIRCHE begegnen.

Rudolf H. Herget, 7.1.2002

Unterstützt durch die katholische Kirchengemeinde Gau-Bickelheim, die Familie Engelbrecht und später durch die Initiative Bella Kultura konnte Herget ab 1988
jedes Jahr sein Publikum begeistern und den Menschen bei der Begegnung mit
der Beller Kirche immer wieder sehr viel Freude bringen. Von nun an lebte das
Kulturdenkmal Beller Kirche auf.

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Rudolf H. Herget (links) und Pfarrer Johannes Merkel (rechts) schauen durch den Nordeingang des Chorraumes. Foto: 31.7.1998

1998 war Herget zum zehnten Mal mit seinen Nächten der Poesie in der Beller Kirche. Dies war für die Ortsgemeinde Eckelsheim Anlass, dem Schauspieler zu
danken für sein selbstloses Engagement, das seine Fangemeinde alljährlich zu
schätzen gelernt hat.

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Ortsbürgermeisterin Beate Wridt überreichte dem stolzen „Jubilar“, der regelmäßig
ohne Gage auftritt, ein Bild von Ruth Hoffmann, in dem die Seele der Beller Kirche speziell
für Herget eingefangen wurde. Foto: 31.7.1998

Ein herzlicher Dank gebührt auch der Familie Engelbrecht, die bis zum Jahre 2003 15 Mal das Herrichten der Beller Kirche und den Ausschank von „Eckelsheimer
Weinpoesie“ übernommen hat. Das Entflammen der Fackeln bei einbrechender
Dunkelheit ließ sich Frank Engelbrecht nicht nehmen: Romantik unter
sternenklarem Himmel. In jüngerer Vergangenheit wurde die Veranstaltung dankenswerter
Weise von der Eckelsheimer Jugendgruppe bzw. der Interessengemeinschaft
Backofen unterstützt.

Als Rudolf H. Herget mit den Nächten der Poesie zum 13. Mal im Ruinenrund der Beller Kirche sein Publikum begeisterte, war die Kirchenzeitung des Bistums
Mainz Sprachrohr für das Erlebnis Beller Kirche:

„Die Welt ist ein besonderer Ort“

Zum 13. Mal fanden in der Ruine der Bellerkirche bei Eckelsheim die „Nächte der Poesie“ statt – drei Abende voller Poesie, Kunst und Geschichten.
Inszeniert und vorgetragen wurde das Programm von dem
Hamburger Schauspieler Rudolf H. Herget.

Die Sonne streichelt über die sanften Hügel Rheinhessens. Über der alten Ruine spannt sich ein azurfarbener Himmel. Noch ist der Sonnenuntergang
entfernt. Vor dem Gemäuer warten Menschen. Hier ein „Hallo“, dort
ein „Wie geht’s?“. Sie warten darauf, daß die Vorstellung endlich beginnt.
Im Inneren der ehemaligen Kirche stehen genau 120 weiße Gartenstühle
bereit. Vielleicht werden es im Laufe des Abends noch mehr. An den Wänden
zeichnen Licht und Schatten Gemälde. Alles hier erstrahlt in einem
goldenen Licht. Um 20 Uhr geht es los.

Die „Nächte der Poesie“ haben in Eckelsheim bei Alzey Tradition. Seit zwölf Jahren veranstalten der Hamburger Schauspieler Rudolf H. Herget
und sein Freund Pfarrer Johannes Merkel an drei Abenden dieses
ungewöhnliche „Schau-Spiel“. Denn in der Ruine der Beller Kirche wird
nicht wie sonst üblich einfach eine Lesung abgehalten. Es wird rezitiert.
Ohne Buch, nur aus dem Gedächtnis. Herget bringt seine Talente mit ein:
Schauspielkunst, Kreativität und Phantasie.

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe. (1. Korinther 13,13)

Heute abend heißt das Thema Genesis. Die Entstehung der Erde, die Erschaffung des Menschen, er nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise
durch die Geschichte, durch das Universum. Hier treffen Wissenschaft
und Theologie aufeinander, verflechten sich, widersprechen einander und
bestätigen einander doch. Gott der Schöpfer des Urknalls, Schöpfer allen
Lebens. Die Sonne als Symbol für den Schöpfergott. Während Herget mit Wort, Mimik und Gestik eine Ode an den helleuchtenden Feuerball spricht,
können sich auch die Gäste an der Macht der Sonne erfreuen. In der
Ruine herrscht eine atemberaubende Atmosphäre. Der Himmel über den
Köpfen wird von Minute zu Minute dunkler, das Licht, vor kurzer Zeit noch
golden und strahlend, wird schwächer, weicht der Nacht.

Je weiter die wärmende Sonne hinter den unsichtbaren Horizont verschwindet, desto mehr breitet sich kühle Nachtluft zwischen den Wänden
aus. Auch die Worte Hergets stimmen nun eine dunklere Geschichte an:
die Vertreibung aus dem Paradies.

Doch er stoppt nicht bei diesem dunklen Kapitel. Er geht weiter. Zeigt auf, was verblieben ist. Glaube, Hoffnung, Liebe. Der 1. Korintherbrief wird
verknüpft mit Hermann Hesses Gedicht „Stufen“. Herget verwebt alle Arten
von Texten aus jeder erdenklichen Quelle. Die Genesis mit dem Hohelied,
Novalis mit einem unbekannten arabischen Dichter. Ein feines Gewebe
aus Worten entsteht. Ein weiterer Faden ist die Musik. Zum erstenmal
teilt sich der Schauspieler die Bühne mit einer Sängerin. Birgid Merkel,
die Schwester von Pfarrer Merkel, ist Musiklehrerin am Mainzer Willigis-
Gymnasium. Ihre Altstimme unterstreicht die zur Sprache gebrachten
Gedanken Hergets. Doch manchmal ist es der Worte zuviel. Ein bißchen
Instrumentalmusik hätte den Köpfen der Zuhörer ab und zu Ruhe gegönnt.
Nach etwa einer Stunde schließt Herget mit dem Aufruf, das „einzige gemeinsame
Haus“, die Erde, zu schützen. Denn „unsere Welt ist ein besonderer
Ort“.

Inzwischen ist es Nacht geworden. Nach und nach erscheinen die ersten Sterne am Himmel. Während der 15-minütigen Pause bei einem Glas
Wein haben die Besucher Zeit, das Gehörte zu ordnen, ihre Eindrücke loszuwerden
und geistig Luft zu holen.

Inzwischen wurden im Inneren der Ruine Fackeln entzündet. Das Zirpen von Grillen gibt der Nacht ihren eigenen Klang. Auf dem Programm steht
„Die Möwe Jonathan“ von Richard Bach. Mit Hilfe von Diaprojektoren entsteht
an der hinteren Wand der Apsis eine Kulisse aus Sternen, Galaxien
und dahin-schwebenden Möwen. Herget wird zu Jonathan. Seine Stimme,
sein Gesicht, sein ganzer Körper erzählen die Geschichte der ungewöhnlichen
Möwe. Doch der Schauspieler übernimmt auch alle anderen Rollen
des Stücks. Mal ist er Fletcher, mal der Häuptling aller Möwen. Ein Mann
ist ein ganzes Ensemble.

Übung hat Herget ja auch schon eine ganze Menge in der Sparte „One- Man-Show“. Immerhin ist er seit Jahren auf Kreuzschiffen unterwegs, um
dort den Passagieren auch „Nächte der Poesie“ zu schenken. Dort, an
Bord der MS Europa, hat der Hamburger übrigens auch den Mainzer Pfarrer
kennengelernt. „Wir saßen in der Sauna. Ich nach meinem Auftritt und
er vor seinem Auftritt im Gottesdienst“, erinnert sich Herget. „Und da hat
er mir von der Beller Kirche erzählt.“ Nach einem Besuch in der damaligen
Pfarrei Merkels war der Künstler von diesem alten Gemäuer fasziniert. „Es
kommt auf den Raum an“, erklärt er. Und die Beller Kirche war perfekt für
die „Nächte der Poesie“. Das erste Mal war der alte, fast vergessene Marienwallfahrtsort
noch ziemlich heruntergekommen. „Es gab damals noch
keinen Strom“, sagt Herget lächelnd. „Aber wir brauchten Musik. Deshalb
haben wir die Anlage mit Hilfe einer Autobatterie betrieben.“
Heute, zwölf Jahre später, ist das nicht mehr nötig. Mit Hilfe des Arbeitsamts
Alzey wurde die Ruine hergerichtet. Lose Steine wurden befestigt,
der brüchige Mörtel ausgetauscht, der Stromgeber befestigt, ein Toilettenhäuschen
gebaut, und es gibt inzwischen auch Bänke und Tische außerhalb
des Gebäudes. Die Beller Kirche ist ein echter Veranstaltungsort für
Verwöhnte geworden. Allerdings ist es immer noch ratsam, Regenschirm
und Decke mit zu bringen. Man weiß ja nie. Denn ein Dach wird auf jeden
Fall nicht eingezogen.

„Nur wenn wir lieben, sind wir unsterblich.“ – Die Möwe Jonathan, Richard Bach.

Natürlich stehen an den drei Abenden auch noch andere Aufführungen auf dem Programm. Mit den Weisheiten der Aborigines und Indianer unter
dem Thema „Worte wie Sterne“ will Herget seine Zuhörer zum Nachdenken
anregen. Über die Natur, den Umweltschutz und die Rolle des
Menschen auf dieser Erde. In „Galileo Galilei“ zeigt der Weltenbummler
seine ganze Erzählkunst. Das ganze Stück wird, genauso wie die anderen
Programmpunkte, aus dem Gedächtnis rezitiert. „Normalerweise brauche
ich ein Jahr um ein Programm von einer Stunde zu erstellen, zu perfektionieren
und auswendig zu lernen.“ Verse der Nacht und der Liebe, geschrieben
von den großen Dichtern Deutschlands, hört man im Programm
„Mir ist zu licht zum Schlafen“. Der absolute Publikumsmagnet ist „der kleine
Prinz“. „Da weiß jeder schon, was ihn erwartet“, erklärt Herget. „Doch
trotzdem ist jeder Zuhörer auf meine Interpretation gespannt.“ Bei den
„Nächten der Poesie“ wird aber nicht nur an die Erwachsenen gedacht.
Auch Kinder können an diesen drei Tagen ihren Spaß haben.

Bevor es an die Schöpfungsgeschichte ging, war am Nachmittag erstmals die „Zauberwelt des Märchens“ dran. Voll gepackt mit ihren Kuscheltieren
kamen Kinder aus den Dörfern rund um die Beller Kirche. Auch Herget,
der Märchenonkel im blauen Sternenmantel, hatte ein Stofftier mitgebracht:
den Teddy Fili. Es ging auf eine Reise durch das Weltall, auf den
Heimatplaneten von Filis Vater. Als „Reisebegleitung“ erzählte Herget die
Geschichten von Sabrina und dem kleinen Stern, vom Häwelmann, von
der Entstehung des Siebengestirns, vom Sterntaler und viele andere.
Keinen Klamauk, kein anbiederndes Kinderprogramm. Sondern eine Einladung
an die jungen Zuhörer, ihre Gedanken auf die Reise zu schicken.
Und eine Botschaft zu entdecken, wie sie auch die Erwachsenen in den
„Nächten der Poesie“ wahrgenommen haben: Leben ist lieben.

Daniela Schlüter, Glaube und Leben, Ausgabe Nr. 32 vom 12.8.2001

An drei Tagen – immer Freitag, Samstag und Sonntag im August – zelebriert Rudolf H. Herget unter dem Sternenzelt poetisches Erzähltheater. Hier sind einige
der festen Höhepunkte seines Programms:

— Hauch des Augenblicks im Meer der Unendlichkeit —
Seelenrausch für Liebeshungrige – Wo Gestirne liebend sich umarmen – Hinter
dem Schleier der Nacht leuchtet das Licht – Sommer-, Nacht- und Liebeslyrik,
von Claudius, Eichendorff, Goethe, Hebbel, Hölderlin, Schiller u.a.

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Herget, wie er leibt und lebt, in „seiner Beller Kirche“ – ausdrucksstark im Fackelschein. Foto: 12.8.1994

— Die Möwe Jonathan —
Die Geschichte der eigenwilligen Möwe, die nach Vollkommenheit strebt. Es ist
ein Flug in eine andere Dimension des Lebens. – Augenblicke, die verwehen. – Ein Hauch war nur alles, was kaum begann.

— Kinder des Universums – aus Sternenstaub geboren —

— Genesis —
Der Schöpfungsbericht aus der Bibel und die Gedanken der Astronauten beim
Anblick der Erde aus dem All: Juwel im All – Kristallene Erde – Wunderbarer
blauer Planet – Die Unendlichkeit des Universums. Gesang: Birgid Merkel.

— In der Mitte der Nacht beginnt schon der neue Tag —
Schauspiel über das Leben des Galileo Galilei: „Ich habe die Ewigkeit durchmessen:
ES GIBT SIE.“ – … und sie bewegt sich doch – „… eine Sternstunde für unser
Wissen vom Himmel …“ – Galileis Kampf zwischen Wissenschaft und Kirche
– Eine neue Zeit für die Ewigkeit. – Leben in Licht und Schatten.

Mittlerweile ist der Himmel über der Beller Kirche sternenübersät, eine Dohle zieht ihre Kreise, Grillen zirpen, im Hintergrund der junge Sichelmond.
Immer wieder schweifen die Blicke der Zuschauer, um das Naturschauspiel
zu verfolgen. Fackeln erleuchten das alte Gemäuer, als Herget
zum zweiten Teil des Abends schreitet. Herget spielt den des Ketzertums
angeklagten Galileo, schlüpft in die Rolle des strengen Inquisitors, des
ungläubigen Kardinals und des unwissenden elfjährigen Jungen Andrea.
Bedrohlich und hautnah, untermalt durch Dias am geschichtsträchtigen
Gemäuer und beschwörende Gesänge (Opus von Hanns Eisler), vermittelt
Herget mit einfachen darstellerischen Mitteln auf eindrucksvolle Weise die
Illusion des großen Welttheaters.

Karin Kinast, Allgemeine Zeitung Alzey, 5.8.2003 (Auszug)

— Wir sind ein Teil der Erde —

— Worte wie Sterne —
Zeitlose Weisheiten der Indianer, der Bewohner der Südsee und der Aborigines,
der Ureinwohner Australiens. Nachdenken über Menschen und Umwelt.

— Der kleine Prinz —
Eine Geschichte für jeden, der ein Märchen liebt. „Man sieht nur mit dem Herzen
gut, das Wesentliche ist für unser Auge unsichtbar.“

— Zauberwelt des Märchens —
Sonne, Mond und Sterne. Herget erklärt den Kindern, warum die Sonne nicht
verheiratet ist.

Was wäre Rudolf H. Herget ohne die Kinder? Auch sein junges Publikum verehrt den großen Erzähler, der seit 1997 immer sonntags ab 16.00 Uhr die Zauberwelt
des Märchens für Menschen ab drei Jahren so einfühlsam interpretiert, dass so
manches Kinderherz zu träumen anfängt. Geschichten aus dem Kinderträumeland,
vom Sterntaler, vom kleinen Häwelmann und vom dicken Pfannenkuchen
für alle seine Sonnenstrahlemädchen, Regenbogenjungen, Sternschnuppengeschwister
und Zuckerplanetenschnecken lässt Herget im Kirchenrund der Beller Kirche zum Leben erwachen.

Eingefangen:

„Es war toll und die Kinder wollen nächstes Jahr unbedingt wieder kommen. Außerdem ist es ein gutes Zuhör-Training.“

Thomas und Yvonne Strack mit den Pflegekindern Aaron (4) und Florian (2)

„Herget verbreitet eine Botschaft der Liebe zur Schöpfung, ruft auf zur Bewahrung der Natur. Deshalb kommen wir auch sicher wieder.“

Ute Endris, 59 Jahre, Sonderpädagogin aus Mainz

„Ich bin zum ersten Mal hier. Das Besondere ist die Verbindung von Wissenschaft, Glauben und Philosophie in Hergets Texten.“

Holger Döß, 28 Jahre, Geographie-Student, Mainz

„Der Ort hier ist unglaublich symbolträchtig. Eine zerstörte Kirche, neu aufgebaut. Ein echtes Zeichen der Hoffnung.“

Mechthild Einsiedel, 61 Jahre, Volkshochschuldozentin

Man muss selbst dabei gewesen sein, um die unbeschreibliche Atmosphäre bei Herget in der Beller Kirche nachempfinden zu können. Und seine große Fangemeinde
ist mit dem Herzen dabei: beim Zuschauen – Zuhören – Nachdenken
– Entspannen – Versinken!

So auch am 2. August 1998 um 22.30 Uhr, als sich Herget auf „erotisches Parkett“ in der Beller Kirche wagte:

— Die Lust zu lieben —
Erotisches vor Mitternacht. Frivol – Schamlos – Hemmungslos – Aufregend – Eigenwillig
– Überraschend – Nichts für Moralisten. Vom Pikanten bis zum Vulgären.
Versinken Sie in diesen aufregenden Duft in dieser Nacht der Zärtlichkeit.
Ein mutiges Sonderprogramm, das bei einem anwesenden katholischen Pfarrer
lautstarke Empörung hervorrief. Später verzichtete Herget dann – leider – auf
diesen „erotischen Auftritt“.

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Ein immer zahlreiches, sensibles und überaus dankbares Publikum erlebt die Nächte der Poesie mit Herz, wie auf dem Bild symbolisch sichtbar wird,
jedes Jahr neu. Herget versteht es wie kaum ein anderer, die Herzen der
Menschen zu erreichen. Foto: 31.7.1998

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Ein fürchterlicher Regen brach mitten in der Veranstaltung am 12. August 1994 aus. Die Zuschauer blieben fasziniert von Hergets melancholischer Wortgewalt sitzen und Rudolf H. Herget spielte – durchnässt bis auf die Haut – unverdrossen weiter. Foto: 12.8.1994

Der Förderverein Kulturdenkmal Beller Kirche e.V. erkannte in Rudolf H. Herget den eindruckvollsten Förderer des Kulturgutes Beller Kirche und würdigte seine
Verdienste um den Erhalt der Kultur- und Begegnungsstätte mit einer entsprechenden
Urkunde.

Die Urkunde wurde von der Künstlerin Ruth Hoffmann gestaltet und vom zweiten Vorsitzenden des Fördervereins, Dr. Hermann Bleich, am 5. August 2001 an das
erste Ehrenmitglied des Fördervereins verliehen.

Hier im Wortlaut:

herrn rudolf h. herget wird hiermit die ehrenmitgliedschaft des fördervereins kulturdenkmal beller kirche e.v. verliehen.
als einer der ersten erkannte er in der beller kirche ein historisch
wertvolles denkmal, das unbedingt zu erhalten sei, einen kulturellen
und emotionalen raum mit gegenwart und zukunft.
auch seine eindrucksvollen veranstaltungen und sein
schauspielerisches engagement über viele jahre hinweg ließen die
schönheit und ausstrahlung der beller kirche spürbar werden.
in nächten der poesie eröffnete er unvergessliche stunden.
hierfür herzlichsten dank.

Dr. Bleich - Schwarz - Wolf

förderverein - eckelsheim - bella kultura

„Ich bin schon in der ganzen Welt herum gekommen, ich war schon überall und habe schon sehr, sehr viel Schönes gesehen,
aber die Beller Kirche ist für mich das schönste Fleckchen Erde,
das ich kenne.“

Rudolf H. Herget

Rudolf H. Herget hat seine künstlerische Ausdruckskraft in Zwiesprache mit den Mauern der Beller Kirche spielen lassen. Er hat den Menschen die Ruine näher
gebracht. Er hat die Voraussetzung geschaffen, die Beller Kirche nutzen zu können.
Herget hat allen die Augen geöffnet: „Da habt ihr ein Kleinod, macht was
draus!“.

Wilfried Jung

Zur Person

Rudolf H. Herget, Hamburger Schauspieler, begann sein Studium 1958 an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und führte es 1961
weiter an der „dramatic workshop school“ in New York. Nach mehrjährigen
Engagements an den Stadttheatern Aachen, Baden-Baden und Lübeck
trieb ihn seine Leidenschaft für Reisen an das Deutsche Theater in Buenos
Aires. Er gastierte mit diesem Ensemble in allen größeren Städten
Süd- und Nordamerikas. Nach einem dreijährigen Engagement am Staatstheater
Wiesbaden reiste er mit deutschsprachigen Kulturprogrammen von
Feuerland bis Spitzbergen.

Die gespielten Rollen umfassten das gesamte Repertoire der klassischen Literatur, von Don Carlos bis Galileo Galilei. Er spielte mit Elisabeth Flickenschildt,
Grethe Weiser, Ewald Balser, Lilo Pulver, Charles Regnier
und Will Quadflieg. Auf über 80 Langspielplatten hat er von „Old Shatterhand“
über „Ben Hur“ bis hin zur Lyrik Heines unterschiedlichste Texte interpretiert.
Er erarbeitete eigene Rezitationsprogramme, die er unter Ausnutzung
von Multivisionstechniken als „One-Man-Show“ – als poetisches
Erzähltheater – in Planetarien, auf Kreuzfahrtschiffen oder bei Festivitäten
im Freien aufführt.